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Sämmliche Gedichte von G.A. Bürger (uitg Tempel Berlin)
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Sämmliche Gedichte
von G.A. Bürger
Gottfried August Bürger
uitg Tempel Berlin
292pp
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Friedrich Schiller
Gedichte von G. A. Bürger.
Die Gleichgültigkeit, mit der unser philosophirendes Zeitalter auf die Spiele der Musen herabzusehen anfängt, scheint keine Gattung der Poesie empfindlicher zu treffen, als die lyrische. Der dramatischen Dichtkunst dient doch wenigstens die Einrichtung des gesellschaftlichen Lebens zu einigem Schutze, und der erzählenden erlaubt ihre freyere Form, sich dem Weltton mehr anzuschmiegen und den Geist der Zeit in sich aufzunehmen. Aber die jährlichen Almanache, die Gesellschaftsgesänge, die Musikliebhaberey unsrer Damen sind nur ein schwacher Damm gegen den Verfall der lyrischen Dichtkunst. Und doch wäre es für den Freund des Schönen ein sehr niederschlagender Gedanke, wenn diese jugendlichen Blüthen des Geists in der Fruchtzeit absterben, wenn die reifere Cultur auch nur mit einem einzigen Schönheitgenuß erkauft werden sollte. Vielmehr ließe sich auch in unsern so unpoetischen Tagen, wie für die Dichtkunst überhaupt, also auch für die lyrische, eine sehr würdige Bestimmung entdecken; es ließe sich vielleicht darthun, daß, wenn sie von einer Seite höhern Geistesbeschäftigungen nachstehen muß, sie von einer andern nur desto nothwendiger geworden ist. Bey der Vereinzelung und getrennten Wirksamkeit unsrer Geisteskräfte, die der erweiterte Kreis des Wissens und die Absonderung der Berufsgeschäfte nothwendig macht, ist es die Dichtkunst beynahe allein, welche die getrennten Kräfte der Seele wieder in Vereinigung bringt, welche Kopf und Herz, Scharfsinn und Witz, Vernunft und Einbildungskraft in harmonischem Bunde beschäftigt, welche gleichsam den ganzen Menschen in uns wieder herstellt. Sie allein kann das Schicksal abwenden, das traurigste, das dem philosophirenden Verstande widerfahren kann, über dem Fleiß des Forschens den Preis seiner Anstrengungen zu verlieren, und in einer abgezognen Vernunftwelt für die Freuden der wirklichen zu ersterben. Aus noch so divergirenden Bahnen würde sich der Geist bey der Dichtkunst wieder zurecht finden, und in ihrem verjüngenden Licht der Erstarrung eines frühzeitigen Alters entgehen. Sie wäre die jugendlichblühende Hebe, welche in Jovis Saal die unsterblichen Götter bedient.
Dazu aber würde erfodert, daß sie selbst mit dem Zeitalter fortschritte, dem sie diesen wichtigen Dienst leisten soll; daß sie sich alle Vorzüge und Erwerbungen des[98]selben zu eigen machte. Was Erfahrung und Vernunft an Schätzen für die Menschheit aufhäuften, müßte Leben und Fruchtbarkeit gewinnen und in Anmuth sich kleiden in ihrer schöpferischen Hand. Die Sitten, den Charakter, die ganze Weisheit ihrer Zeit müßte sie, geläutert und veredelt, in ihrem Spiegel sammeln, und mit idealisirender Kunst aus dem Jahrhundert selbst ein Muster für das Jahrhundert erschaffen. Dies aber setzte voraus, daß sie selbst in keine andre als reife und gebildete Hände fiele. Solange dies nicht ist, solange zwischen dem sittlich ausgebildeten, vorurtheilfreyen Kopf und dem Dichter ein andrer Unterschied statt findet, als daß letzterer zu den Vorzügen des Erstern das Talent der Dichtung noch als Zugabe besitzt; so lange dürfte die Dichtkunst ihren veredelnden Einfluß auf das Jahrhundert verfehlen und jeder Fortschritt wissenschaftlicher Cultur wird nur die Zahl ihrer Bewunderer vermindern. Unmöglich kann der gebildete Mann Erquickung für Geist und Herz bey einem unreifen Jüngling suchen, unmöglich in Gedichten die Vorurtheile, die gemeinen Sitten, die Geistesleerheit wieder finden wollen, die ihn im wirklichen Leben verscheuchen. Mit Recht verlangt er von dem Dichter, der ihm, wie dem Römer sein Horaz, ein theurer Begleiter durch das Leben seyn soll, daß er im intellectuellen und sittlichen auf einer Stufe mit ihm stehe, weil er auch in Stunden des Genusses nicht unter sich sinken will. Es ist also nicht genug, Empfindung mit erhöhten Farben zu schildern; man muß auch erhöht empfinden. Begeisterung allein ist nicht genug; man fodert die Begeisterung eines gebildeten Geistes. Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese muß es also werth seyn, vor Welt und Nachwelt ausgestellt zu werden. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, zur reinsten herrlichsten Menschheit hinaufzuläutern, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft, ehe er es unternehmen darf, die Vortreflichen zu rühren. Der höchste Werth seines Gedichtes kann kein andrer seyn, als daß es der reine vollendete Abdruck einer interessanten Gemüthslage eines interessanten vollendeten Geistes ist. Nur ein solcher Geist soll sich uns in Kunstwerken ausprägen; er wird uns in seiner kleinsten Aeußerung kenntlich seyn, und umsonst wird, der es nicht ist, diesen wesentlichen Mangel durch Kunst zu verstecken suchen. Vom ästhetischen gilt eben das, was vom sittlichen; wie es hier der moralisch vortrefliche Charakter eines Menschen allein ist, der einer seiner einzelnen Handlungen den Stempel moralischer Güte aufdrücken kann; so ist es dort nur der reife, der vollkommene Geist, von dem das reife, das vollkommene ausfließt. Kein noch so großes Talent kann dem einzelnen Kunstwerk verleihen, was dem Schöpfer desselben gebricht, und Mängel, [99] die aus dieser Quelle entspringen, kann selbst die Feile nicht wegnehmen.
Wir würden nicht wenig verlegen seyn, wenn uns aufgelegt würde, diesen Maaßstab in der Hand, den gegenwärtigen deutschen Musenberg zu durchwandern. Aber die Erfahrung, däucht uns, müßte es ja lehren, wieviel der größere Theil unsrer, nicht ungepriesenen, lyrischen Dichter auf den bessern des Publikums wirkt; auch trifft es sich zuweilen, daß uns Einer oder der Andre, wenn wir es auch seinen Gedichten nicht angemerkt hätten, mit seinen Bekenntnissen überrascht oder uns Proben von seinen Sitten liefert. Jetzt schränken wir uns darauf ein, von dem bisher gesagten die Anwendung auf Hn. Bürger zu machen.
Aber darf wohl diesem Maaßstab auch ein Dichter unterworfen werden, der sich ausdrücklich als "Volkssänger" ankündigt und Popularität (S. Vorrede z. I. Theil S. 15. u.f.) zu seinem höchsten Gesetz macht? Wir sind weit entfernt, Hn. B. mit dem schwankenden Wort "Volk" schikaniren zu wollen; vielleicht bedarf es nur weniger Worte, um uns mit ihm darüber zu verständigen. Ein Volksdichter in jenem Sinn, wie es Homer seinem Weltalter oder die Troubadours dem ihrigen waren, dürfte in unsern Tagen vergeblich gesucht werden. Unsre Welt ist die homerische nicht mehr, wo alle Glieder der Gesellschaft im Empfinden und Meynen ungefähr dieselbe Stufe einnahmen, sich also leicht in derselben Schilderung erkennen, in denselben Gefühlen begegnen konnten. Jetzt ist zwischen der Auswahl einer Nation und der Masse derselben ein sehr großer Abstand sichtbar, wovon die Ursache zum Theil schon darinn liegt, daß Aufklärung der Begriffe und sittliche Veredlung ein zusammenhängendes Ganze ausmachen, mit dessen Bruchstücken nichts gewonnen wird. Außer diesem Culturunterschied ist es noch die Convenienz, welche die Glieder der Nation in der Empfindungsart und im Ausdruck der Empfindung einander so äußerst unähnlich macht. Es würde daher umsonst seyn, willkührlich in Einen Begriff zusammen zu werfen, was längst schon keine Einheit mehr ist. Ein Volksdichter für unsre Zeiten hätte also bloß zwischen dem allerleichtesten und dem allerschweresten die Wahl; entweder sich ausschließend der Fassungskraft des großen Haufens zu bequemen und auf den Beyfall der gebildeten Klasse Verzicht zu thun, oder den ungeheuern Abstand, der zwischen beiden sich befindet, durch die Größe seiner Kunst aufzuheben, und beide Zwecke vereinigt zu verfolgen. Es fehlt uns nicht an Dichtern, die in der ersten Gattung glücklich gewesen sind, und sich bey ihrem Publicum Dank verdient haben; aber nimmermehr kann ein Dichter von Hn. Bürgers Genie die Kunst und sein Talent so tief herabgesetzt haben, um nach einem so gemeinen Ziele zu streben. Popularität ist ihm, weit entfernt, dem Dichter die Arbeit zu erleichtern oder mittelmäßige Talente zu bedecken, eine Schwierigkeit mehr, und fürwahr eine so schwere Aufgabe, daß ihre glückliche Auflösung der höchste Triumph des Genies genannt werden kann. Welch Unternehmen, dem ekeln Geschmack des Kenners Genüge zu leisten, ohne dadurch dem großen Haufen ungenießbar zu seyn ohne der Kunst etwas von ihrer Würde zu vergeben, sich an den Kinderverstand des Volks an[100]zuschmiegen. Groß, doch nicht unüberwindlich, ist diese Schwierigkeit, das ganze Geheimniß sie aufzulösen glückliche Wahl des Stoffs und höchste Simplicität in Behandlung desselben. Jenen müßte der Dichter ausschließend nur unter Situationen und Empfindungen wählen, die dem Menschen als Menschen eigen sind. Alles, wozu Erfahrungen, Aufschlüsse, Fertigkeiten gehören, die man nur in positiven und künstlichen Verhältnissen erlangt, müßte er sich sorgfältig untersagen, und durch diese reine Scheidung dessen, was im Menschen bloß menschlich ist, gleichsam den verlornen Zustand der Natur zurückrufen. In stillschweigendem Einverständniß mit den Vortreflichsten seiner Zeit würde er die Herzen des Volks an ihrer weichsten und bildsamsten Seite fassen, durch das geübte Schönheitsgefühl den sittlichen Trieben eine Nachhülfe geben, und das Leidenschaftsbedürfniß, das der Alltagspoet so geistlos und oft so schädlich befriedigt, für die Reinigung der Leidenschaft nutzen. Als der aufgeklärte verfeinerte Wortführer der Volksgefühle würde er dem hervorströmenden, Sprache suchenden, Affect der Liebe, der Freude, der Andacht, der Traurigkeit, der Hoffnung u.a.m. einen reinern und geistreichern Text unterlegen; er würde, indem Er ihnen den Ausdruck lieh, sich zum Herrn dieser Affecte machen und ihren rohen, gestaltlosen, oft thierischen, Ausbruch noch auf den Lippen des Volks veredeln. Selbst die erhabenste Philosophie des Lebens würde ein solcher Dichter in die einfachen Gefühle der Natur auflösen, die Resultate des mühsamsten Forschens der Einbildungskraft überliefern, und die Geheimnisse des Denkers in leicht zu entziffernder Bildersprache dem Kindersinn zu errathen geben. Ein Vorläufer der hellen Erkenntniß brächte er die gewagtesten Vernunftwahrheiten, in reizender und verdachtloser Hülle, lange vorher unter das Volk, ehe der Philosoph u. Gesetzgeber sich erkühnen dürfen, sie in ihrem vollen Glanze heraufzuführen. Ehe sie ein Eigenthum der Ueberzeugung geworden, hätten sie durch ihn schon ihre stille Macht an den Herzen bewiesen, und ein ungeduldiges einstimmiges Verlangen würde sie endlich von selbst der Vernunft abfodern.
Kommentierte und kritische Ausgaben
Schillers Werke. Nationalausgabe. Bd. 22: Vermischte Schriften. Hrsg. von Herbert Meyer. Weimar 1958. Text: S. 245-264; Kommentar: S. 410-422.
Oscar Fambach: Der Aufstieg zur Klassik in der Kritik der Zeit. Die wesentlichen und die umstrittenen Rezensionen aus der periodischen Literatur von 1750 1795, begleitet von den Stimmen der Umwelt. In Einzeldarstellungen. Berlin 1959 (= Ein Jahrhundert deutscher Literaturkritik. 1750 1850. Bd. III). Text: S. 448-458; Kommentar u. Dokumente: S. 458-489.
Friedrich Schiller: Werke und Briefe. Bd. 8: Theoretische Schriften. Hrsg. von Rolf-Peter Janz. Frankfurt a.M. 1992. Text: S. 972-988; Kommentar: S. 1511-1527.
Lyriktheorie. Texte vom Barock bis zur Gegenwart. Hrsg. von Ludwig Völker. Durchges. u. bibliogr. erg. Ausg. Stuttgart 2000 (= Universal-Bibliothek, 8657). Text (gekürzt) mit Einleitung und Erläuterungen: S. 113-118.
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke. Bd. 5: Erzählungen, Theoretische Schriften. Hrsg. von Wolfgang Riedel. München u.a. 2004. Text: S. 970-985; Kommentar: 1295-1298.
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke. Berliner Ausgabe. Hrsg. von Hans-Günther Thalheim u.a. Bd. 10: Vermischte Schriften. Hrsg. von Barthold Pelzer. Berlin 2005 Text: S. 165-179; Kommentar: S. 758-765.
Das besprochene Werk
Gottfried August Bürger: Gedichte. Erster Theil. Göttingen: Dieterich 1789.
Gottfried August Bürger: Gedichte. Zweyter Theil. Göttingen: Dieterich 1789.
Literatur
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Bartl, Andrea: Schiller und die lyrische Tradition. In: Schiller-Handbuch. Hrsg. von Helmut Koopmann. 2. Aufl. Stuttgart 2011, S. 123-142.
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[Rezension]
Göttingen, b. Dieterich: Gedichte von G. A. Bürger. Mit Kupfern. 1789. Erster Theil. 272 S. Zweyter Theil. 296 S. 8. (1 Rthlr. 16 gr.)
Die Gleichgültigkeit, mit der unser philosophirendes Zeitalter auf die Spiele der Musen herabzusehen anfängt, scheint keine Gattung der Poesie empfindlicher zu treffen, als die lyrische. Der dramatischen Dichtkunst dient doch wenigstens die Einrichtung des gesellschaftlichen Lebens zu einigem Schutze, und der erzählenden erlaubt ihre freyere Form, sich dem Weltton mehr anzuschmiegen und den Geist der Zeit in sich aufzunehmen. Aber die jährlichen Almanache, die Gesellschaftsgesänge, die Musikliebhaberey unsrer Damen sind nur ein schwacher Damm gegen den Verfall der lyrischen Dichtkunst. Und doch wäre es für den Freund des Schönen ein sehr niederschlagender Gedanke, wenn diese jugendlichen Blüthen des Geists in der Fruchtzeit absterben, wenn die reifere Cultur auch nur mit einem einzigen Schönheitgenuß erkauft werden sollte. Vielmehr ließe sich auch in unsern so unpoetischen Tagen, wie für die Dichtkunst überhaupt, also auch für die lyrische, eine sehr würdige Bestimmung entdecken; es ließe sich vielleicht darthun, daß, wenn sie von einer Seite höhern Geistesbeschäftigungen nachstehen muß, sie von einer andern nur desto nothwendiger geworden ist. Bey der Vereinzelung und getrennten Wirksamkeit unsrer Geisteskräfte, die der erweiterte Kreis des Wissens und die Absonderung der Berufsgeschäfte nothwendig macht, ist es die Dichtkunst beynahe allein, welche die getrennten Kräfte der Seele wieder in Vereinigung bringt, welche Kopf und Herz, Scharfsinn und Witz, Vernunft und Einbildungskraft in harmonischem Bunde beschäftigt, welche gleichsam den ganzen Menschen in uns wieder herstellt. Sie allein kann das Schicksal abwenden, das traurigste, das dem philosophirenden Verstande widerfahren kann, über dem Fleiß des Forschens den Preis seiner Anstrengungen zu verlieren, und in einer abgezognen Vernunftwelt für die Freuden der wirklichen zu ersterben. Aus noch so divergirenden Bahnen würde sich der Geist bey der Dichtkunst wieder zurecht finden, und in ihrem verjüngenden Licht der Erstarrung eines frühzeitigen Alters entgehen. Sie wäre die jugendlichblühende Hebe, welche in Jovis Saal die unsterblichen Götter bedient.
Dazu aber würde erfodert, daß sie selbst mit dem Zeitalter fortschritte, dem sie diesen wichtigen Dienst leisten soll; daß sie sich alle Vorzüge und Erwerbungen des[98]selben zu eigen machte. Was Erfahrung und Vernunft an Schätzen für die Menschheit aufhäuften, müßte Leben und Fruchtbarkeit gewinnen und in Anmuth sich kleiden in ihrer schöpferischen Hand. Die Sitten, den Charakter, die ganze Weisheit ihrer Zeit müßte sie, geläutert und veredelt, in ihrem Spiegel sammeln, und mit idealisirender Kunst aus dem Jahrhundert selbst ein Muster für das Jahrhundert erschaffen. Dies aber setzte voraus, daß sie selbst in keine andre als reife und gebildete Hände fiele. Solange dies nicht ist, solange zwischen dem sittlich ausgebildeten, vorurtheilfreyen Kopf und dem Dichter ein andrer Unterschied statt findet, als daß letzterer zu den Vorzügen des Erstern das Talent der Dichtung noch als Zugabe besitzt; so lange dürfte die Dichtkunst ihren veredelnden Einfluß auf das Jahrhundert verfehlen und jeder Fortschritt wissenschaftlicher Cultur wird nur die Zahl ihrer Bewunderer vermindern. Unmöglich kann der gebildete Mann Erquickung für Geist und Herz bey einem unreifen Jüngling suchen, unmöglich in Gedichten die Vorurtheile, die gemeinen Sitten, die Geistesleerheit wieder finden wollen, die ihn im wirklichen Leben verscheuchen. Mit Recht verlangt er von dem Dichter, der ihm, wie dem Römer sein Horaz, ein theurer Begleiter durch das Leben seyn soll, daß er im intellectuellen und sittlichen auf einer Stufe mit ihm stehe, weil er auch in Stunden des Genusses nicht unter sich sinken will. Es ist also nicht genug, Empfindung mit erhöhten Farben zu schildern; man muß auch erhöht empfinden. Begeisterung allein ist nicht genug; man fodert die Begeisterung eines gebildeten Geistes. Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese muß es also werth seyn, vor Welt und Nachwelt ausgestellt zu werden. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, zur reinsten herrlichsten Menschheit hinaufzuläutern, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft, ehe er es unternehmen darf, die Vortreflichen zu rühren. Der höchste Werth seines Gedichtes kann kein andrer seyn, als daß es der reine vollendete Abdruck einer interessanten Gemüthslage eines interessanten vollendeten Geistes ist. Nur ein solcher Geist soll sich uns in Kunstwerken ausprägen; er wird uns in seiner kleinsten Aeußerung kenntlich seyn, und umsonst wird, der es nicht ist, diesen wesentlichen Mangel durch Kunst zu verstecken suchen. Vom ästhetischen gilt eben das, was vom sittlichen; wie es hier der moralisch vortrefliche Charakter eines Menschen allein ist, der einer seiner einzelnen Handlungen den Stempel moralischer Güte aufdrücken kann; so ist es dort nur der reife, der vollkommene Geist, von dem das reife, das vollkommene ausfließt. Kein noch so großes Talent kann dem einzelnen Kunstwerk verleihen, was dem Schöpfer desselben gebricht, und Mängel, [99] die aus dieser Quelle entspringen, kann selbst die Feile nicht wegnehmen.
Wir würden nicht wenig verlegen seyn, wenn uns aufgelegt würde, diesen Maaßstab in der Hand, den gegenwärtigen deutschen Musenberg zu durchwandern. Aber die Erfahrung, däucht uns, müßte es ja lehren, wieviel der größere Theil unsrer, nicht ungepriesenen, lyrischen Dichter auf den bessern des Publikums wirkt; auch trifft es sich zuweilen, daß uns Einer oder der Andre, wenn wir es auch seinen Gedichten nicht angemerkt hätten, mit seinen Bekenntnissen überrascht oder uns Proben von seinen Sitten liefert. Jetzt schränken wir uns darauf ein, von dem bisher gesagten die Anwendung auf Hn. Bürger zu machen.
Aber darf wohl diesem Maaßstab auch ein Dichter unterworfen werden, der sich ausdrücklich als "Volkssänger" ankündigt und Popularität (S. Vorrede z. I. Theil S. 15. u.f.) zu seinem höchsten Gesetz macht? Wir sind weit entfernt, Hn. B. mit dem schwankenden Wort "Volk" schikaniren zu wollen; vielleicht bedarf es nur weniger Worte, um uns mit ihm darüber zu verständigen. Ein Volksdichter in jenem Sinn, wie es Homer seinem Weltalter oder die Troubadours dem ihrigen waren, dürfte in unsern Tagen vergeblich gesucht werden. Unsre Welt ist die homerische nicht mehr, wo alle Glieder der Gesellschaft im Empfinden und Meynen ungefähr dieselbe Stufe einnahmen, sich also leicht in derselben Schilderung erkennen, in denselben Gefühlen begegnen konnten. Jetzt ist zwischen der Auswahl einer Nation und der Masse derselben ein sehr großer Abstand sichtbar, wovon die Ursache zum Theil schon darinn liegt, daß Aufklärung der Begriffe und sittliche Veredlung ein zusammenhängendes Ganze ausmachen, mit dessen Bruchstücken nichts gewonnen wird. Außer diesem Culturunterschied ist es noch die Convenienz, welche die Glieder der Nation in der Empfindungsart und im Ausdruck der Empfindung einander so äußerst unähnlich macht. Es würde daher umsonst seyn, willkührlich in Einen Begriff zusammen zu werfen, was längst schon keine Einheit mehr ist. Ein Volksdichter für unsre Zeiten hätte also bloß zwischen dem allerleichtesten und dem allerschweresten die Wahl; entweder sich ausschließend der Fassungskraft des großen Haufens zu bequemen und auf den Beyfall der gebildeten Klasse Verzicht zu thun, oder den ungeheuern Abstand, der zwischen beiden sich befindet, durch die Größe seiner Kunst aufzuheben, und beide Zwecke vereinigt zu verfolgen. Es fehlt uns nicht an Dichtern, die in der ersten Gattung glücklich gewesen sind, und sich bey ihrem Publicum Dank verdient haben; aber nimmermehr kann ein Dichter von Hn. Bürgers Genie die Kunst und sein Talent so tief herabgesetzt haben, um nach einem so gemeinen Ziele zu streben. Popularität ist ihm, weit entfernt, dem Dichter die Arbeit zu erleichtern oder mittelmäßige Talente zu bedecken, eine Schwierigkeit mehr, und fürwahr eine so schwere Aufgabe, daß ihre glückliche Auflösung der höchste Triumph des Genies genannt werden kann. Welch Unternehmen, dem ekeln Geschmack des Kenners Genüge zu leisten, ohne dadurch dem großen Haufen ungenießbar zu seyn ohne der Kunst etwas von ihrer Würde zu vergeben, sich an den Kinderverstand des Volks an[100]zuschmiegen. Groß, doch nicht unüberwindlich, ist diese Schwierigkeit, das ganze Geheimniß sie aufzulösen glückliche Wahl des Stoffs und höchste Simplicität in Behandlung desselben. Jenen müßte der Dichter ausschließend nur unter Situationen und Empfindungen wählen, die dem Menschen als Menschen eigen sind. Alles, wozu Erfahrungen, Aufschlüsse, Fertigkeiten gehören, die man nur in positiven und künstlichen Verhältnissen erlangt, müßte er sich sorgfältig untersagen, und durch diese reine Scheidung dessen, was im Menschen bloß menschlich ist, gleichsam den verlornen Zustand der Natur zurückrufen. In stillschweigendem Einverständniß mit den Vortreflichsten seiner Zeit würde er die Herzen des Volks an ihrer weichsten und bildsamsten Seite fassen, durch das geübte Schönheitsgefühl den sittlichen Trieben eine Nachhülfe geben, und das Leidenschaftsbedürfniß, das der Alltagspoet so geistlos und oft so schädlich befriedigt, für die Reinigung der Leidenschaft nutzen. Als der aufgeklärte verfeinerte Wortführer der Volksgefühle würde er dem hervorströmenden, Sprache suchenden, Affect der Liebe, der Freude, der Andacht, der Traurigkeit, der Hoffnung u.a.m. einen reinern und geistreichern Text unterlegen; er würde, indem Er ihnen den Ausdruck lieh, sich zum Herrn dieser Affecte machen und ihren rohen, gestaltlosen, oft thierischen, Ausbruch noch auf den Lippen des Volks veredeln. Selbst die erhabenste Philosophie des Lebens würde ein solcher Dichter in die einfachen Gefühle der Natur auflösen, die Resultate des mühsamsten Forschens der Einbildungskraft überliefern, und die Geheimnisse des Denkers in leicht zu entziffernder Bildersprache dem Kindersinn zu errathen geben. Ein Vorläufer der hellen Erkenntniß brächte er die gewagtesten Vernunftwahrheiten, in reizender und verdachtloser Hülle, lange vorher unter das Volk, ehe der Philosoph u. Gesetzgeber sich erkühnen dürfen, sie in ihrem vollen Glanze heraufzuführen. Ehe sie ein Eigenthum der Ueberzeugung geworden, hätten sie durch ihn schon ihre stille Macht an den Herzen bewiesen, und ein ungeduldiges einstimmiges Verlangen würde sie endlich von selbst der Vernunft abfodern.
In diesem Sinne genommen scheint uns der Volksdichter, man messe ihn nach den Fähigkeiten, die bey ihm vorausgesetzt werden, oder nach seinem Wirkungskreis, einen sehr hohen Rang zu verdienen. Nur dem großen Talent ist es gegeben, mit den Resultaten des Tiefsinns zu spielen, den Gedanken von der Form los zu machen, an die er ursprünglich geheftet, aus der er vielleicht entstanden war, ihn in eine fremde Ideenreihe zu verpflanzen, so viel Kunst in so wenigem Aufwand, in so einfacher Hülle so viel Reichthum zu verbergen. Hr. B. sagt also keineswegs zuviel, wenn er "Popularität eines Gedichts für das Siegel der Vollkommenheit" erklärt. Aber, indem er dies behauptet, setzt er stillschweigend schon voraus, was mancher, der ihn liest, bey dieser Behauptung ganz und gar übersehen dürfte, daß zur Vollkommenheit eines Gedichts die erste unerlaßliche Bedingung ist, einen von der verschiednen Fassungskraft seiner Leser durchaus unabhängigen absoluten, innern Werth zu besitzen. "Wenn ein Gedicht, scheint er sagen zu wollen, die Prüfung des ächten Geschmacks aushält, und mit diesem Vorzug noch eine Klarheit und Faßlichkeit verbindet, die es [101] fähig macht, im Munde des Volks zu leben; dann ist ihm das Siegel der Vollkommenheit aufgedrückt. Dieser Satz ist durchaus Eins mit diesem: Was den Vortreflichen gefällt, ist gut; was allen ohne Unterschied gefällt, ist es noch mehr.
Also weit entfernt, daß bey Gedichten, welche für das Volk bestimmt sind, von den höchsten Foderungen der Kunst etwas nachgelassen werden könnte; so ist vielmehr zu ihres Werths, (der nur in der glücklichen Vereinigung so verschiedner Eigenschaften besteht,) wesentlich und nöthig, mit der Frage anzufangen: Ist der Popularität nichts von der höhern Schönheit aufgeopfert worden? Haben sie, was sie für die Volksmasse an Interesse gewannen, nicht für den Kenner verloren?
Und hier müssen wir gestehen, daß uns die Bürgerischen Gedichte noch sehr viel zu wünschen übrig gelassen haben, daß wir in dem größten Theil derselben den milden, sich immer gleichen, immer hellen, männlichen Geist vermissen, der, eingeweiht in die Mysterien des Schönen, Edeln und Wahren, zu dem Volke bildend herniedersteigt, aber auch in der vertrautsten Gemeinschaft mit demselben nie seine himmlische Abkunft verläugnet. Hr. B. vermischt sich nicht selten, mit dem Volk, zu dem er sich nur herablassen sollte, und anstatt es scherzend und spielend zu sich hinaufzuziehen, gefällt es ihm oft, sich ihm gleich zu machen. Das Volk, für das er dichtet, ist leider nicht immer dasjenige, welches er unter diesem Nahmen gedacht wissen will. Nimmermehr sind es dieselben Leser, für welche er seine Nachtfeyer der Venus, seine Lenore, sein Lied an die Hoffnung, die Elemente, die göttingische Jubelfeyer, Männerkeuschheit, Vorgefühl der Gesundheit u.a.m. und eine Frau Schnips, Fortunens Pranger, Menagerie der Götter, an die Menschengesichter und ähnliche niederschrieb. Wenn wir anders aber einen Volksdichter richtig schätzen, so besteht sein Verdienst nicht darinn, jede Volksklasse mit irgend einem, ihr besonders genießbaren, Liede zu versorgen, sondern in jedem einzelnen Liede jeder Volksklasse genug zu thun.
Wir wollen uns aber nicht bey Fehlern verweilen, die eine unglückliche Stunde entschuldigen, und denen durch eine strengere Auswahl unter seinen Gedichten abgeholfen werden kann. Aber daß sich diese Ungleichheit des Geschmacks sehr oft in demselben Gedichte findet, dürfte eben so schwer zu verbessern, als zu entschuldigen seyn. Rec. muß gestehen, daß er unter allen bürgerischen Gedichten (die Rede ist von denen, welche er am reichlichsten aussteuerte) beynahe keines zu nennen weiß, das ihm einen durchaus reinen, durch gar kein Mißfallen erkauften, Genuß gewährt hätte. War es entweder die vermißte Uebereinstimmung des Bildes mit dem Gedanken, oder die beleidigte Würde des Inhalts, oder eine zu geistlose Einkleidung, war es auch nur ein unedles die Schönheit der Gedanken entstellendes, Bild, ein ins platte fallender Ausdruck, ein unnützer Wörterprunk, ein (was doch am seltensten ihm begegnet) unächter Reim oder harter Vers, was die harmonische Wirkung des Ganzen störte; so war uns diese Störung bey so vollem Genuß um so widriger, weil sie uns das Urtheil abnöthigte, daß der Geist, der sich in diesen Gedichten dar[102]stellte, kein gereifter, kein vollendeter Geist sey; daß seinen Producten nur deßwegen die letzte Hand fehlen möchte, weil sie ihm selbst fehlte.
Man begreift, daß hier nicht der Ort seyn kann, den Beweis für eine so allgemeine Behauptung im einzelnen zu führen; um jedoch im kleinen anschaulich zu machen, was die bürgerische Muse sich zu erlauben fähig ist, wollen wir ein einzelnes Lied, und zwar bloß in dieser einzigen Hinsicht, durchlaufen. I. Th. S. 163. u.f. Elegie, als Molly sich losreißen wollte:
Erstdruck und Druckvorlage
Allgemeine Literatur-Zeitung.
1791:
Nr. 13, 15. Januar, Sp. 97-103
Nr. 14, 17. Januar, Sp. 105-110. [PDF]
Ungezeichnet.
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Zeitschriften-Repertorien
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Aufgenommen in
Friedrich Schiller: Kleinere prosaische Schriften. Aus mehrern Zeitschriften vom Verfasser selbst gesammelt und verbessert. Vierter Theil. Leipzig: Crusius 1802; hier: S. 193-224.
Kommentierte und kritische Ausgaben
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Oscar Fambach: Der Aufstieg zur Klassik in der Kritik der Zeit. Die wesentlichen und die umstrittenen Rezensionen aus der periodischen Literatur von 1750 1795, begleitet von den Stimmen der Umwelt. In Einzeldarstellungen. Berlin 1959 (= Ein Jahrhundert deutscher Literaturkritik. 1750 1850. Bd. III). Text: S. 448-458; Kommentar u. Dokumente: S. 458-489.
Friedrich Schiller: Werke und Briefe. Bd. 8: Theoretische Schriften. Hrsg. von Rolf-Peter Janz. Frankfurt a.M. 1992. Text: S. 972-988; Kommentar: S. 1511-1527.
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Das besprochene Werk
Gottfried August Bürger: Gedichte. Erster Theil. Göttingen: Dieterich 1789.
Gottfried August Bürger: Gedichte. Zweyter Theil. Göttingen: Dieterich 1789.
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McCarthy, John A.: Literarisch-kulturelle Zeitschriften. In: Von Almanach bis Zeitung. Ein Handbuch der Medien in Deutschland 1700 1800. Hrsg. von Ernst Fischer u.a. München 1999, S. 176-190.
Napierala, Mark: Archive der Kritik. Die Allgemeine Literatur-Zeitung und das Athenaeum. Heidelberg 2007 (= Jenaer germanistische Forschungen; N.F., 22).
Schmidt-Funke, Julia A.: Auf dem Weg in die Bürgergesellschaft. Die politische Publizistik des Weimarer Verlegers Friedrich Justin Bertuch. Köln u.a. 2005 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen; Kleine Reihe, 16).
Schneider, Ute: Literaturkritische Zeitschriften. In: Von Almanach bis Zeitung. Ein Handbuch der Medien in Deutschland 1700 1800. Hrsg. von Ernst Fischer u.a. München 1999, S. 191-206.
Schneider, Ute: Die Funktion wissenschaftlicher Rezensionszeitschriften im Kommunikationsprozeß der Gelehrten. In: Kultur der Kommunikation. Die europäische Gelehrtenrepublik im Zeitalter von Leibniz und Lessing. Hrsg. von Ulrich J. Schneider. Wiesbaden 2005 (= Wolfenbütteler Forschungen, 109), S. 279-291.
Urban, Astrid: Kunst der Kritik. Die Gattungsgeschichte der Rezension von der Spätaufklärung bis zur Romantik. Heidelberg 2004 (= Jenaer germanistische Forschungen; N.F., 18). S. 107-126: Kritik im Namen des guten Geschmacks: Schillers Rezension der Gedichte von G. A. Bürger.
Sämmliche Gedichte
von G.A. Bürger
Gottfried August Bürger
uitg Tempel Berlin
292pp
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Friedrich Schiller
Gedichte von G. A. Bürger.
Die Gleichgültigkeit, mit der unser philosophirendes Zeitalter auf die Spiele der Musen herabzusehen anfängt, scheint keine Gattung der Poesie empfindlicher zu treffen, als die lyrische. Der dramatischen Dichtkunst dient doch wenigstens die Einrichtung des gesellschaftlichen Lebens zu einigem Schutze, und der erzählenden erlaubt ihre freyere Form, sich dem Weltton mehr anzuschmiegen und den Geist der Zeit in sich aufzunehmen. Aber die jährlichen Almanache, die Gesellschaftsgesänge, die Musikliebhaberey unsrer Damen sind nur ein schwacher Damm gegen den Verfall der lyrischen Dichtkunst. Und doch wäre es für den Freund des Schönen ein sehr niederschlagender Gedanke, wenn diese jugendlichen Blüthen des Geists in der Fruchtzeit absterben, wenn die reifere Cultur auch nur mit einem einzigen Schönheitgenuß erkauft werden sollte. Vielmehr ließe sich auch in unsern so unpoetischen Tagen, wie für die Dichtkunst überhaupt, also auch für die lyrische, eine sehr würdige Bestimmung entdecken; es ließe sich vielleicht darthun, daß, wenn sie von einer Seite höhern Geistesbeschäftigungen nachstehen muß, sie von einer andern nur desto nothwendiger geworden ist. Bey der Vereinzelung und getrennten Wirksamkeit unsrer Geisteskräfte, die der erweiterte Kreis des Wissens und die Absonderung der Berufsgeschäfte nothwendig macht, ist es die Dichtkunst beynahe allein, welche die getrennten Kräfte der Seele wieder in Vereinigung bringt, welche Kopf und Herz, Scharfsinn und Witz, Vernunft und Einbildungskraft in harmonischem Bunde beschäftigt, welche gleichsam den ganzen Menschen in uns wieder herstellt. Sie allein kann das Schicksal abwenden, das traurigste, das dem philosophirenden Verstande widerfahren kann, über dem Fleiß des Forschens den Preis seiner Anstrengungen zu verlieren, und in einer abgezognen Vernunftwelt für die Freuden der wirklichen zu ersterben. Aus noch so divergirenden Bahnen würde sich der Geist bey der Dichtkunst wieder zurecht finden, und in ihrem verjüngenden Licht der Erstarrung eines frühzeitigen Alters entgehen. Sie wäre die jugendlichblühende Hebe, welche in Jovis Saal die unsterblichen Götter bedient.
Dazu aber würde erfodert, daß sie selbst mit dem Zeitalter fortschritte, dem sie diesen wichtigen Dienst leisten soll; daß sie sich alle Vorzüge und Erwerbungen des[98]selben zu eigen machte. Was Erfahrung und Vernunft an Schätzen für die Menschheit aufhäuften, müßte Leben und Fruchtbarkeit gewinnen und in Anmuth sich kleiden in ihrer schöpferischen Hand. Die Sitten, den Charakter, die ganze Weisheit ihrer Zeit müßte sie, geläutert und veredelt, in ihrem Spiegel sammeln, und mit idealisirender Kunst aus dem Jahrhundert selbst ein Muster für das Jahrhundert erschaffen. Dies aber setzte voraus, daß sie selbst in keine andre als reife und gebildete Hände fiele. Solange dies nicht ist, solange zwischen dem sittlich ausgebildeten, vorurtheilfreyen Kopf und dem Dichter ein andrer Unterschied statt findet, als daß letzterer zu den Vorzügen des Erstern das Talent der Dichtung noch als Zugabe besitzt; so lange dürfte die Dichtkunst ihren veredelnden Einfluß auf das Jahrhundert verfehlen und jeder Fortschritt wissenschaftlicher Cultur wird nur die Zahl ihrer Bewunderer vermindern. Unmöglich kann der gebildete Mann Erquickung für Geist und Herz bey einem unreifen Jüngling suchen, unmöglich in Gedichten die Vorurtheile, die gemeinen Sitten, die Geistesleerheit wieder finden wollen, die ihn im wirklichen Leben verscheuchen. Mit Recht verlangt er von dem Dichter, der ihm, wie dem Römer sein Horaz, ein theurer Begleiter durch das Leben seyn soll, daß er im intellectuellen und sittlichen auf einer Stufe mit ihm stehe, weil er auch in Stunden des Genusses nicht unter sich sinken will. Es ist also nicht genug, Empfindung mit erhöhten Farben zu schildern; man muß auch erhöht empfinden. Begeisterung allein ist nicht genug; man fodert die Begeisterung eines gebildeten Geistes. Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese muß es also werth seyn, vor Welt und Nachwelt ausgestellt zu werden. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, zur reinsten herrlichsten Menschheit hinaufzuläutern, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft, ehe er es unternehmen darf, die Vortreflichen zu rühren. Der höchste Werth seines Gedichtes kann kein andrer seyn, als daß es der reine vollendete Abdruck einer interessanten Gemüthslage eines interessanten vollendeten Geistes ist. Nur ein solcher Geist soll sich uns in Kunstwerken ausprägen; er wird uns in seiner kleinsten Aeußerung kenntlich seyn, und umsonst wird, der es nicht ist, diesen wesentlichen Mangel durch Kunst zu verstecken suchen. Vom ästhetischen gilt eben das, was vom sittlichen; wie es hier der moralisch vortrefliche Charakter eines Menschen allein ist, der einer seiner einzelnen Handlungen den Stempel moralischer Güte aufdrücken kann; so ist es dort nur der reife, der vollkommene Geist, von dem das reife, das vollkommene ausfließt. Kein noch so großes Talent kann dem einzelnen Kunstwerk verleihen, was dem Schöpfer desselben gebricht, und Mängel, [99] die aus dieser Quelle entspringen, kann selbst die Feile nicht wegnehmen.
Wir würden nicht wenig verlegen seyn, wenn uns aufgelegt würde, diesen Maaßstab in der Hand, den gegenwärtigen deutschen Musenberg zu durchwandern. Aber die Erfahrung, däucht uns, müßte es ja lehren, wieviel der größere Theil unsrer, nicht ungepriesenen, lyrischen Dichter auf den bessern des Publikums wirkt; auch trifft es sich zuweilen, daß uns Einer oder der Andre, wenn wir es auch seinen Gedichten nicht angemerkt hätten, mit seinen Bekenntnissen überrascht oder uns Proben von seinen Sitten liefert. Jetzt schränken wir uns darauf ein, von dem bisher gesagten die Anwendung auf Hn. Bürger zu machen.
Aber darf wohl diesem Maaßstab auch ein Dichter unterworfen werden, der sich ausdrücklich als "Volkssänger" ankündigt und Popularität (S. Vorrede z. I. Theil S. 15. u.f.) zu seinem höchsten Gesetz macht? Wir sind weit entfernt, Hn. B. mit dem schwankenden Wort "Volk" schikaniren zu wollen; vielleicht bedarf es nur weniger Worte, um uns mit ihm darüber zu verständigen. Ein Volksdichter in jenem Sinn, wie es Homer seinem Weltalter oder die Troubadours dem ihrigen waren, dürfte in unsern Tagen vergeblich gesucht werden. Unsre Welt ist die homerische nicht mehr, wo alle Glieder der Gesellschaft im Empfinden und Meynen ungefähr dieselbe Stufe einnahmen, sich also leicht in derselben Schilderung erkennen, in denselben Gefühlen begegnen konnten. Jetzt ist zwischen der Auswahl einer Nation und der Masse derselben ein sehr großer Abstand sichtbar, wovon die Ursache zum Theil schon darinn liegt, daß Aufklärung der Begriffe und sittliche Veredlung ein zusammenhängendes Ganze ausmachen, mit dessen Bruchstücken nichts gewonnen wird. Außer diesem Culturunterschied ist es noch die Convenienz, welche die Glieder der Nation in der Empfindungsart und im Ausdruck der Empfindung einander so äußerst unähnlich macht. Es würde daher umsonst seyn, willkührlich in Einen Begriff zusammen zu werfen, was längst schon keine Einheit mehr ist. Ein Volksdichter für unsre Zeiten hätte also bloß zwischen dem allerleichtesten und dem allerschweresten die Wahl; entweder sich ausschließend der Fassungskraft des großen Haufens zu bequemen und auf den Beyfall der gebildeten Klasse Verzicht zu thun, oder den ungeheuern Abstand, der zwischen beiden sich befindet, durch die Größe seiner Kunst aufzuheben, und beide Zwecke vereinigt zu verfolgen. Es fehlt uns nicht an Dichtern, die in der ersten Gattung glücklich gewesen sind, und sich bey ihrem Publicum Dank verdient haben; aber nimmermehr kann ein Dichter von Hn. Bürgers Genie die Kunst und sein Talent so tief herabgesetzt haben, um nach einem so gemeinen Ziele zu streben. Popularität ist ihm, weit entfernt, dem Dichter die Arbeit zu erleichtern oder mittelmäßige Talente zu bedecken, eine Schwierigkeit mehr, und fürwahr eine so schwere Aufgabe, daß ihre glückliche Auflösung der höchste Triumph des Genies genannt werden kann. Welch Unternehmen, dem ekeln Geschmack des Kenners Genüge zu leisten, ohne dadurch dem großen Haufen ungenießbar zu seyn ohne der Kunst etwas von ihrer Würde zu vergeben, sich an den Kinderverstand des Volks an[100]zuschmiegen. Groß, doch nicht unüberwindlich, ist diese Schwierigkeit, das ganze Geheimniß sie aufzulösen glückliche Wahl des Stoffs und höchste Simplicität in Behandlung desselben. Jenen müßte der Dichter ausschließend nur unter Situationen und Empfindungen wählen, die dem Menschen als Menschen eigen sind. Alles, wozu Erfahrungen, Aufschlüsse, Fertigkeiten gehören, die man nur in positiven und künstlichen Verhältnissen erlangt, müßte er sich sorgfältig untersagen, und durch diese reine Scheidung dessen, was im Menschen bloß menschlich ist, gleichsam den verlornen Zustand der Natur zurückrufen. In stillschweigendem Einverständniß mit den Vortreflichsten seiner Zeit würde er die Herzen des Volks an ihrer weichsten und bildsamsten Seite fassen, durch das geübte Schönheitsgefühl den sittlichen Trieben eine Nachhülfe geben, und das Leidenschaftsbedürfniß, das der Alltagspoet so geistlos und oft so schädlich befriedigt, für die Reinigung der Leidenschaft nutzen. Als der aufgeklärte verfeinerte Wortführer der Volksgefühle würde er dem hervorströmenden, Sprache suchenden, Affect der Liebe, der Freude, der Andacht, der Traurigkeit, der Hoffnung u.a.m. einen reinern und geistreichern Text unterlegen; er würde, indem Er ihnen den Ausdruck lieh, sich zum Herrn dieser Affecte machen und ihren rohen, gestaltlosen, oft thierischen, Ausbruch noch auf den Lippen des Volks veredeln. Selbst die erhabenste Philosophie des Lebens würde ein solcher Dichter in die einfachen Gefühle der Natur auflösen, die Resultate des mühsamsten Forschens der Einbildungskraft überliefern, und die Geheimnisse des Denkers in leicht zu entziffernder Bildersprache dem Kindersinn zu errathen geben. Ein Vorläufer der hellen Erkenntniß brächte er die gewagtesten Vernunftwahrheiten, in reizender und verdachtloser Hülle, lange vorher unter das Volk, ehe der Philosoph u. Gesetzgeber sich erkühnen dürfen, sie in ihrem vollen Glanze heraufzuführen. Ehe sie ein Eigenthum der Ueberzeugung geworden, hätten sie durch ihn schon ihre stille Macht an den Herzen bewiesen, und ein ungeduldiges einstimmiges Verlangen würde sie endlich von selbst der Vernunft abfodern.
Kommentierte und kritische Ausgaben
Schillers Werke. Nationalausgabe. Bd. 22: Vermischte Schriften. Hrsg. von Herbert Meyer. Weimar 1958. Text: S. 245-264; Kommentar: S. 410-422.
Oscar Fambach: Der Aufstieg zur Klassik in der Kritik der Zeit. Die wesentlichen und die umstrittenen Rezensionen aus der periodischen Literatur von 1750 1795, begleitet von den Stimmen der Umwelt. In Einzeldarstellungen. Berlin 1959 (= Ein Jahrhundert deutscher Literaturkritik. 1750 1850. Bd. III). Text: S. 448-458; Kommentar u. Dokumente: S. 458-489.
Friedrich Schiller: Werke und Briefe. Bd. 8: Theoretische Schriften. Hrsg. von Rolf-Peter Janz. Frankfurt a.M. 1992. Text: S. 972-988; Kommentar: S. 1511-1527.
Lyriktheorie. Texte vom Barock bis zur Gegenwart. Hrsg. von Ludwig Völker. Durchges. u. bibliogr. erg. Ausg. Stuttgart 2000 (= Universal-Bibliothek, 8657). Text (gekürzt) mit Einleitung und Erläuterungen: S. 113-118.
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke. Bd. 5: Erzählungen, Theoretische Schriften. Hrsg. von Wolfgang Riedel. München u.a. 2004. Text: S. 970-985; Kommentar: 1295-1298.
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke. Berliner Ausgabe. Hrsg. von Hans-Günther Thalheim u.a. Bd. 10: Vermischte Schriften. Hrsg. von Barthold Pelzer. Berlin 2005 Text: S. 165-179; Kommentar: S. 758-765.
Das besprochene Werk
Gottfried August Bürger: Gedichte. Erster Theil. Göttingen: Dieterich 1789.
Gottfried August Bürger: Gedichte. Zweyter Theil. Göttingen: Dieterich 1789.
Literatur
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Bartl, Andrea: Schiller und die lyrische Tradition. In: Schiller-Handbuch. Hrsg. von Helmut Koopmann. 2. Aufl. Stuttgart 2011, S. 123-142.
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[Rezension]
Göttingen, b. Dieterich: Gedichte von G. A. Bürger. Mit Kupfern. 1789. Erster Theil. 272 S. Zweyter Theil. 296 S. 8. (1 Rthlr. 16 gr.)
Die Gleichgültigkeit, mit der unser philosophirendes Zeitalter auf die Spiele der Musen herabzusehen anfängt, scheint keine Gattung der Poesie empfindlicher zu treffen, als die lyrische. Der dramatischen Dichtkunst dient doch wenigstens die Einrichtung des gesellschaftlichen Lebens zu einigem Schutze, und der erzählenden erlaubt ihre freyere Form, sich dem Weltton mehr anzuschmiegen und den Geist der Zeit in sich aufzunehmen. Aber die jährlichen Almanache, die Gesellschaftsgesänge, die Musikliebhaberey unsrer Damen sind nur ein schwacher Damm gegen den Verfall der lyrischen Dichtkunst. Und doch wäre es für den Freund des Schönen ein sehr niederschlagender Gedanke, wenn diese jugendlichen Blüthen des Geists in der Fruchtzeit absterben, wenn die reifere Cultur auch nur mit einem einzigen Schönheitgenuß erkauft werden sollte. Vielmehr ließe sich auch in unsern so unpoetischen Tagen, wie für die Dichtkunst überhaupt, also auch für die lyrische, eine sehr würdige Bestimmung entdecken; es ließe sich vielleicht darthun, daß, wenn sie von einer Seite höhern Geistesbeschäftigungen nachstehen muß, sie von einer andern nur desto nothwendiger geworden ist. Bey der Vereinzelung und getrennten Wirksamkeit unsrer Geisteskräfte, die der erweiterte Kreis des Wissens und die Absonderung der Berufsgeschäfte nothwendig macht, ist es die Dichtkunst beynahe allein, welche die getrennten Kräfte der Seele wieder in Vereinigung bringt, welche Kopf und Herz, Scharfsinn und Witz, Vernunft und Einbildungskraft in harmonischem Bunde beschäftigt, welche gleichsam den ganzen Menschen in uns wieder herstellt. Sie allein kann das Schicksal abwenden, das traurigste, das dem philosophirenden Verstande widerfahren kann, über dem Fleiß des Forschens den Preis seiner Anstrengungen zu verlieren, und in einer abgezognen Vernunftwelt für die Freuden der wirklichen zu ersterben. Aus noch so divergirenden Bahnen würde sich der Geist bey der Dichtkunst wieder zurecht finden, und in ihrem verjüngenden Licht der Erstarrung eines frühzeitigen Alters entgehen. Sie wäre die jugendlichblühende Hebe, welche in Jovis Saal die unsterblichen Götter bedient.
Dazu aber würde erfodert, daß sie selbst mit dem Zeitalter fortschritte, dem sie diesen wichtigen Dienst leisten soll; daß sie sich alle Vorzüge und Erwerbungen des[98]selben zu eigen machte. Was Erfahrung und Vernunft an Schätzen für die Menschheit aufhäuften, müßte Leben und Fruchtbarkeit gewinnen und in Anmuth sich kleiden in ihrer schöpferischen Hand. Die Sitten, den Charakter, die ganze Weisheit ihrer Zeit müßte sie, geläutert und veredelt, in ihrem Spiegel sammeln, und mit idealisirender Kunst aus dem Jahrhundert selbst ein Muster für das Jahrhundert erschaffen. Dies aber setzte voraus, daß sie selbst in keine andre als reife und gebildete Hände fiele. Solange dies nicht ist, solange zwischen dem sittlich ausgebildeten, vorurtheilfreyen Kopf und dem Dichter ein andrer Unterschied statt findet, als daß letzterer zu den Vorzügen des Erstern das Talent der Dichtung noch als Zugabe besitzt; so lange dürfte die Dichtkunst ihren veredelnden Einfluß auf das Jahrhundert verfehlen und jeder Fortschritt wissenschaftlicher Cultur wird nur die Zahl ihrer Bewunderer vermindern. Unmöglich kann der gebildete Mann Erquickung für Geist und Herz bey einem unreifen Jüngling suchen, unmöglich in Gedichten die Vorurtheile, die gemeinen Sitten, die Geistesleerheit wieder finden wollen, die ihn im wirklichen Leben verscheuchen. Mit Recht verlangt er von dem Dichter, der ihm, wie dem Römer sein Horaz, ein theurer Begleiter durch das Leben seyn soll, daß er im intellectuellen und sittlichen auf einer Stufe mit ihm stehe, weil er auch in Stunden des Genusses nicht unter sich sinken will. Es ist also nicht genug, Empfindung mit erhöhten Farben zu schildern; man muß auch erhöht empfinden. Begeisterung allein ist nicht genug; man fodert die Begeisterung eines gebildeten Geistes. Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese muß es also werth seyn, vor Welt und Nachwelt ausgestellt zu werden. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, zur reinsten herrlichsten Menschheit hinaufzuläutern, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft, ehe er es unternehmen darf, die Vortreflichen zu rühren. Der höchste Werth seines Gedichtes kann kein andrer seyn, als daß es der reine vollendete Abdruck einer interessanten Gemüthslage eines interessanten vollendeten Geistes ist. Nur ein solcher Geist soll sich uns in Kunstwerken ausprägen; er wird uns in seiner kleinsten Aeußerung kenntlich seyn, und umsonst wird, der es nicht ist, diesen wesentlichen Mangel durch Kunst zu verstecken suchen. Vom ästhetischen gilt eben das, was vom sittlichen; wie es hier der moralisch vortrefliche Charakter eines Menschen allein ist, der einer seiner einzelnen Handlungen den Stempel moralischer Güte aufdrücken kann; so ist es dort nur der reife, der vollkommene Geist, von dem das reife, das vollkommene ausfließt. Kein noch so großes Talent kann dem einzelnen Kunstwerk verleihen, was dem Schöpfer desselben gebricht, und Mängel, [99] die aus dieser Quelle entspringen, kann selbst die Feile nicht wegnehmen.
Wir würden nicht wenig verlegen seyn, wenn uns aufgelegt würde, diesen Maaßstab in der Hand, den gegenwärtigen deutschen Musenberg zu durchwandern. Aber die Erfahrung, däucht uns, müßte es ja lehren, wieviel der größere Theil unsrer, nicht ungepriesenen, lyrischen Dichter auf den bessern des Publikums wirkt; auch trifft es sich zuweilen, daß uns Einer oder der Andre, wenn wir es auch seinen Gedichten nicht angemerkt hätten, mit seinen Bekenntnissen überrascht oder uns Proben von seinen Sitten liefert. Jetzt schränken wir uns darauf ein, von dem bisher gesagten die Anwendung auf Hn. Bürger zu machen.
Aber darf wohl diesem Maaßstab auch ein Dichter unterworfen werden, der sich ausdrücklich als "Volkssänger" ankündigt und Popularität (S. Vorrede z. I. Theil S. 15. u.f.) zu seinem höchsten Gesetz macht? Wir sind weit entfernt, Hn. B. mit dem schwankenden Wort "Volk" schikaniren zu wollen; vielleicht bedarf es nur weniger Worte, um uns mit ihm darüber zu verständigen. Ein Volksdichter in jenem Sinn, wie es Homer seinem Weltalter oder die Troubadours dem ihrigen waren, dürfte in unsern Tagen vergeblich gesucht werden. Unsre Welt ist die homerische nicht mehr, wo alle Glieder der Gesellschaft im Empfinden und Meynen ungefähr dieselbe Stufe einnahmen, sich also leicht in derselben Schilderung erkennen, in denselben Gefühlen begegnen konnten. Jetzt ist zwischen der Auswahl einer Nation und der Masse derselben ein sehr großer Abstand sichtbar, wovon die Ursache zum Theil schon darinn liegt, daß Aufklärung der Begriffe und sittliche Veredlung ein zusammenhängendes Ganze ausmachen, mit dessen Bruchstücken nichts gewonnen wird. Außer diesem Culturunterschied ist es noch die Convenienz, welche die Glieder der Nation in der Empfindungsart und im Ausdruck der Empfindung einander so äußerst unähnlich macht. Es würde daher umsonst seyn, willkührlich in Einen Begriff zusammen zu werfen, was längst schon keine Einheit mehr ist. Ein Volksdichter für unsre Zeiten hätte also bloß zwischen dem allerleichtesten und dem allerschweresten die Wahl; entweder sich ausschließend der Fassungskraft des großen Haufens zu bequemen und auf den Beyfall der gebildeten Klasse Verzicht zu thun, oder den ungeheuern Abstand, der zwischen beiden sich befindet, durch die Größe seiner Kunst aufzuheben, und beide Zwecke vereinigt zu verfolgen. Es fehlt uns nicht an Dichtern, die in der ersten Gattung glücklich gewesen sind, und sich bey ihrem Publicum Dank verdient haben; aber nimmermehr kann ein Dichter von Hn. Bürgers Genie die Kunst und sein Talent so tief herabgesetzt haben, um nach einem so gemeinen Ziele zu streben. Popularität ist ihm, weit entfernt, dem Dichter die Arbeit zu erleichtern oder mittelmäßige Talente zu bedecken, eine Schwierigkeit mehr, und fürwahr eine so schwere Aufgabe, daß ihre glückliche Auflösung der höchste Triumph des Genies genannt werden kann. Welch Unternehmen, dem ekeln Geschmack des Kenners Genüge zu leisten, ohne dadurch dem großen Haufen ungenießbar zu seyn ohne der Kunst etwas von ihrer Würde zu vergeben, sich an den Kinderverstand des Volks an[100]zuschmiegen. Groß, doch nicht unüberwindlich, ist diese Schwierigkeit, das ganze Geheimniß sie aufzulösen glückliche Wahl des Stoffs und höchste Simplicität in Behandlung desselben. Jenen müßte der Dichter ausschließend nur unter Situationen und Empfindungen wählen, die dem Menschen als Menschen eigen sind. Alles, wozu Erfahrungen, Aufschlüsse, Fertigkeiten gehören, die man nur in positiven und künstlichen Verhältnissen erlangt, müßte er sich sorgfältig untersagen, und durch diese reine Scheidung dessen, was im Menschen bloß menschlich ist, gleichsam den verlornen Zustand der Natur zurückrufen. In stillschweigendem Einverständniß mit den Vortreflichsten seiner Zeit würde er die Herzen des Volks an ihrer weichsten und bildsamsten Seite fassen, durch das geübte Schönheitsgefühl den sittlichen Trieben eine Nachhülfe geben, und das Leidenschaftsbedürfniß, das der Alltagspoet so geistlos und oft so schädlich befriedigt, für die Reinigung der Leidenschaft nutzen. Als der aufgeklärte verfeinerte Wortführer der Volksgefühle würde er dem hervorströmenden, Sprache suchenden, Affect der Liebe, der Freude, der Andacht, der Traurigkeit, der Hoffnung u.a.m. einen reinern und geistreichern Text unterlegen; er würde, indem Er ihnen den Ausdruck lieh, sich zum Herrn dieser Affecte machen und ihren rohen, gestaltlosen, oft thierischen, Ausbruch noch auf den Lippen des Volks veredeln. Selbst die erhabenste Philosophie des Lebens würde ein solcher Dichter in die einfachen Gefühle der Natur auflösen, die Resultate des mühsamsten Forschens der Einbildungskraft überliefern, und die Geheimnisse des Denkers in leicht zu entziffernder Bildersprache dem Kindersinn zu errathen geben. Ein Vorläufer der hellen Erkenntniß brächte er die gewagtesten Vernunftwahrheiten, in reizender und verdachtloser Hülle, lange vorher unter das Volk, ehe der Philosoph u. Gesetzgeber sich erkühnen dürfen, sie in ihrem vollen Glanze heraufzuführen. Ehe sie ein Eigenthum der Ueberzeugung geworden, hätten sie durch ihn schon ihre stille Macht an den Herzen bewiesen, und ein ungeduldiges einstimmiges Verlangen würde sie endlich von selbst der Vernunft abfodern.
In diesem Sinne genommen scheint uns der Volksdichter, man messe ihn nach den Fähigkeiten, die bey ihm vorausgesetzt werden, oder nach seinem Wirkungskreis, einen sehr hohen Rang zu verdienen. Nur dem großen Talent ist es gegeben, mit den Resultaten des Tiefsinns zu spielen, den Gedanken von der Form los zu machen, an die er ursprünglich geheftet, aus der er vielleicht entstanden war, ihn in eine fremde Ideenreihe zu verpflanzen, so viel Kunst in so wenigem Aufwand, in so einfacher Hülle so viel Reichthum zu verbergen. Hr. B. sagt also keineswegs zuviel, wenn er "Popularität eines Gedichts für das Siegel der Vollkommenheit" erklärt. Aber, indem er dies behauptet, setzt er stillschweigend schon voraus, was mancher, der ihn liest, bey dieser Behauptung ganz und gar übersehen dürfte, daß zur Vollkommenheit eines Gedichts die erste unerlaßliche Bedingung ist, einen von der verschiednen Fassungskraft seiner Leser durchaus unabhängigen absoluten, innern Werth zu besitzen. "Wenn ein Gedicht, scheint er sagen zu wollen, die Prüfung des ächten Geschmacks aushält, und mit diesem Vorzug noch eine Klarheit und Faßlichkeit verbindet, die es [101] fähig macht, im Munde des Volks zu leben; dann ist ihm das Siegel der Vollkommenheit aufgedrückt. Dieser Satz ist durchaus Eins mit diesem: Was den Vortreflichen gefällt, ist gut; was allen ohne Unterschied gefällt, ist es noch mehr.
Also weit entfernt, daß bey Gedichten, welche für das Volk bestimmt sind, von den höchsten Foderungen der Kunst etwas nachgelassen werden könnte; so ist vielmehr zu ihres Werths, (der nur in der glücklichen Vereinigung so verschiedner Eigenschaften besteht,) wesentlich und nöthig, mit der Frage anzufangen: Ist der Popularität nichts von der höhern Schönheit aufgeopfert worden? Haben sie, was sie für die Volksmasse an Interesse gewannen, nicht für den Kenner verloren?
Und hier müssen wir gestehen, daß uns die Bürgerischen Gedichte noch sehr viel zu wünschen übrig gelassen haben, daß wir in dem größten Theil derselben den milden, sich immer gleichen, immer hellen, männlichen Geist vermissen, der, eingeweiht in die Mysterien des Schönen, Edeln und Wahren, zu dem Volke bildend herniedersteigt, aber auch in der vertrautsten Gemeinschaft mit demselben nie seine himmlische Abkunft verläugnet. Hr. B. vermischt sich nicht selten, mit dem Volk, zu dem er sich nur herablassen sollte, und anstatt es scherzend und spielend zu sich hinaufzuziehen, gefällt es ihm oft, sich ihm gleich zu machen. Das Volk, für das er dichtet, ist leider nicht immer dasjenige, welches er unter diesem Nahmen gedacht wissen will. Nimmermehr sind es dieselben Leser, für welche er seine Nachtfeyer der Venus, seine Lenore, sein Lied an die Hoffnung, die Elemente, die göttingische Jubelfeyer, Männerkeuschheit, Vorgefühl der Gesundheit u.a.m. und eine Frau Schnips, Fortunens Pranger, Menagerie der Götter, an die Menschengesichter und ähnliche niederschrieb. Wenn wir anders aber einen Volksdichter richtig schätzen, so besteht sein Verdienst nicht darinn, jede Volksklasse mit irgend einem, ihr besonders genießbaren, Liede zu versorgen, sondern in jedem einzelnen Liede jeder Volksklasse genug zu thun.
Wir wollen uns aber nicht bey Fehlern verweilen, die eine unglückliche Stunde entschuldigen, und denen durch eine strengere Auswahl unter seinen Gedichten abgeholfen werden kann. Aber daß sich diese Ungleichheit des Geschmacks sehr oft in demselben Gedichte findet, dürfte eben so schwer zu verbessern, als zu entschuldigen seyn. Rec. muß gestehen, daß er unter allen bürgerischen Gedichten (die Rede ist von denen, welche er am reichlichsten aussteuerte) beynahe keines zu nennen weiß, das ihm einen durchaus reinen, durch gar kein Mißfallen erkauften, Genuß gewährt hätte. War es entweder die vermißte Uebereinstimmung des Bildes mit dem Gedanken, oder die beleidigte Würde des Inhalts, oder eine zu geistlose Einkleidung, war es auch nur ein unedles die Schönheit der Gedanken entstellendes, Bild, ein ins platte fallender Ausdruck, ein unnützer Wörterprunk, ein (was doch am seltensten ihm begegnet) unächter Reim oder harter Vers, was die harmonische Wirkung des Ganzen störte; so war uns diese Störung bey so vollem Genuß um so widriger, weil sie uns das Urtheil abnöthigte, daß der Geist, der sich in diesen Gedichten dar[102]stellte, kein gereifter, kein vollendeter Geist sey; daß seinen Producten nur deßwegen die letzte Hand fehlen möchte, weil sie ihm selbst fehlte.
Man begreift, daß hier nicht der Ort seyn kann, den Beweis für eine so allgemeine Behauptung im einzelnen zu führen; um jedoch im kleinen anschaulich zu machen, was die bürgerische Muse sich zu erlauben fähig ist, wollen wir ein einzelnes Lied, und zwar bloß in dieser einzigen Hinsicht, durchlaufen. I. Th. S. 163. u.f. Elegie, als Molly sich losreißen wollte:
Erstdruck und Druckvorlage
Allgemeine Literatur-Zeitung.
1791:
Nr. 13, 15. Januar, Sp. 97-103
Nr. 14, 17. Januar, Sp. 105-110. [PDF]
Ungezeichnet.
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Zeitschriften-Repertorien
Bibliographie der Zeitschriften des deutschen Sprachgebietes bis 1900. Herausgegeben von Joachim Kirchner in vier Bänden. Bd. 1: Die Zeitschriften des deutschen Sprachgebietes von den Anfängen bis 1830. Bearbeitet von Joachim Kirchner. Stuttgart 1969. Nr. 388 (S. 24).
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Aufgenommen in
Friedrich Schiller: Kleinere prosaische Schriften. Aus mehrern Zeitschriften vom Verfasser selbst gesammelt und verbessert. Vierter Theil. Leipzig: Crusius 1802; hier: S. 193-224.
Kommentierte und kritische Ausgaben
Schillers Werke. Nationalausgabe. Bd. 22: Vermischte Schriften. Hrsg. von Herbert Meyer. Weimar 1958. Text: S. 245-264; Kommentar: S. 410-422.
Oscar Fambach: Der Aufstieg zur Klassik in der Kritik der Zeit. Die wesentlichen und die umstrittenen Rezensionen aus der periodischen Literatur von 1750 1795, begleitet von den Stimmen der Umwelt. In Einzeldarstellungen. Berlin 1959 (= Ein Jahrhundert deutscher Literaturkritik. 1750 1850. Bd. III). Text: S. 448-458; Kommentar u. Dokumente: S. 458-489.
Friedrich Schiller: Werke und Briefe. Bd. 8: Theoretische Schriften. Hrsg. von Rolf-Peter Janz. Frankfurt a.M. 1992. Text: S. 972-988; Kommentar: S. 1511-1527.
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Friedrich Schiller: Sämtliche Werke. Berliner Ausgabe. Hrsg. von Hans-Günther Thalheim u.a. Bd. 10: Vermischte Schriften. Hrsg. von Barthold Pelzer. Berlin 2005 Text: S. 165-179; Kommentar: S. 758-765.
Das besprochene Werk
Gottfried August Bürger: Gedichte. Erster Theil. Göttingen: Dieterich 1789.
Gottfried August Bürger: Gedichte. Zweyter Theil. Göttingen: Dieterich 1789.
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